Dienstag, 3. Juli
Wir blieben am letzten Sonntag in Heeg (A) liegen, da die Sonntagsbeschäftigung vieler Holländer vor allem auf dem Wasser stattfindet und damit unglaublich viele Boote auf den Seen um Heeg waren.
Am Montag wollten wir weiter nach Akkrum. Diesen Plan haben wir aber kurzfristig geändert, da sich spontan Margret und Adrian Kempf für einen Kurzbesuch angemeldet haben. Sie waren in der Nähe (350 km...) in Cuxhaven und scheuten den Weg nicht, mit uns den Nachmittag des Montag zu verbringen. Leider verabschiedeten sie sich bereits wieder vor dem Nachtessen, da sie eine sehr abwechslungsreiche, lebendige Ferienwoche geplant hatten.
So fahren wir nun heute nach Akkrum (B). Wir sind mitten in Friesland, die grösste Touristengegend Hollands und des Wassersports schlechthin. Was für Skifahrer das Bündnerland ist, ist für Böötler Friesland.
Allerdings ist Akkrum nicht besonders attraktiv, wie wir subjektiv feststellen mussten. Trotz suchen im Internet haben wir auch nicht viel über dieses Dörfchen gefunden, obwohl es mitten in einem wunderbaren Gebiet liegt. Doch vermutlich ist die Umgebung schon so ergibig, dass Dörfer wie Akkrum wenig zu bieten haben, ausser ein paar Liegeplätze für Passanten.
Mittwoch, 4. Juli
Wir legen in Akkrum ab und fahren über die Seen nach Sneek (C). Auf den Grachten machen wir eine Rundfahrt mitten durch die Stadt.
Wir fahren weiter über das Zwaarte Water (Schwarze Wasser) wo wir an einer Anlegestelle am Ufer übernachtet haben.
Donnerstag, 5. Juli
Wir legen am Morgen zeitig ab, damit wir vor dem Mittag auf der Werft Taalsma sind. Nach 1 1/2 Std. kommen wir an und nach kurzer Wartezeit wird FENNA am Fudi gehoben, um den Seewasser-Einlass erneut abzuändern, damit auch während der Fahrt Spülwasser für die Toiletten verwendet werden kann.
Nach diesem Zwischenhalt fahren wir nach dem Mittagessen weiter nach Grouw (J). Auf dem Prices Margriet Kanaal, der «Autobahn» kommen uns einige riesige Frachtschiffe entgegen. Da sie den breiten Teil der Brücke brauchen, werden wir hin und wieder per Funk angewiesen, links zu fahren und sie rechts zu kreuzen.
Montag, 9. Juli
Seit letztem Donnerstag haben wir ein verlängertes Wochenende in Grouw verbracht. Es gibt ein neuer Hafenteil, der auch für grössere Schiffe gut geeignet ist. Alle Plätze sind mit Strom und Wasser ausgerüstet, so dass es uns nichts an Annehmlichkeiten fehlt.
Wir geniessen es sehr, dass wir nicht in einer Woche wieder zu Hause sein müssen und lassen uns viel Zeit fürs weitere Einrichten unserer FENNA. Ein bisschen «im Zügs umenusche», den Eckbank und den Tisch fertig streichen und zwischendurch Kaffee und Kuchen, das ist schon ein anderer Alltag! Und draussen läuft auch immer etwas: «Hafenkino». So nennt man die mehr oder weniger geglückten Manöver der kommenden und gehenden Nachbarn.
Wir konnten auch mitverfolgen, wie die kleinsten Nautiker ihre ersten Erfahrungen mit einem Segelboot machten. Optimisten heissen diese Boote. Mit speziell kleinen Segeln, die vom Steuermann von Hand gehalten werden und der Vorschoter ist mit einem Paddel ausgerüstet, lernen sie mit Gefährt und Wasser umzugehen. Sie werden mit Schlauchbooten begleitet, von denen aus die erwachsenen Helfer Anweisungen und Ratschläge erteilen.
Wie immer gehört ein Landgang dazu, um die Umgebung zu erkunden und für die kommenden Tage wieder einzukaufen.
Wettermässig werden wir nicht verwöhnt. Die Sonnentage der letzten Wochen lassen sich an einer Hand abzählen. Dafür hatten wir mehrere Tage Dauerregen und teilweise massiven Wind.
Doch heute fahren wir weiter. Weiter nordwärts nach Leeuwarden (E), der Hauptstadt der Provinz Friesland. Der Wind macht uns grosse Sorgen. Mit Windstärke 6 Bf und in Böen bis 7 Bf, kommen wir nicht rückwärts aus unserem Liegeplatz. Er würde uns seitlich das Schiff drücken und damit gegen die anderen Boote blasen. Wir warten bis vor Mittag. In einem eher ruhigen Moment packen wir die Gelegenheit und wagen es. Der Moment war richtig und wir konnten die Linie des Schiffs halten und damit ohne Probleme wegfahren.
Danach ging es trotz Wind problemlos voran und wir erreichten Leeuwarden kurz vor drei Uhr am Nachmittag.
Donnerstag, 12. Juli
Am Dienstag Nachmittag begrüssten wir unsere Gäste Hubi und Jris. Sie sind mit dem Zug via Bremen angereist und werden bis am Donnerstag mit uns fahren. Mit Hubi habe ich die Erwachsenen-Bildung Ausbildung gemacht und seither haben wir immer wieder Kontakt gehabt. Mit ihm konnte ich auch auf einer SBB Lok 460 von Zürich nach Chur und zurück im Führerstand mitfahren: Er arbeitet als Ausbildner und Lokführer.
Am Mittwoch Morgen geht es zu viert weiter und wir legen in Leeuwarden ab. Das Ziel ist Dokkum (F). Ein kleines hystorisches Städchen zwischen Leeuwarden und Groningen, ganz im Norden von Holland.
Gestern Abend wurden wir von ihnen ins Restaurant Abdij in Dokkum eingeladen. Wir liessen uns gerne verwöhnen und das Menü war ausgezeichnet.
Heute Morgen starteten wir mit dem Ziel Zoutkamp (G). Unsere Gäste haben gut geschlafen und fühlen sich wohl an Bord. Leider ist die kurze Mitfahrt schon vorbei und sie nehmen in Zoutkamp den Bus nach Windsum um dort mit den Zug nach Groningen, Bremen weiter zu fahren.
Sonntag, 15. Juli
Am Freitag hatten wir in Zoutkamp erneut den Elektriker an Bord, der wieder am Strom- Steuergerät (Victron) herumschraubte, damit die grösseren Verbraucher und vor allem die vielfach erwähnten Pumpen endlich zum Laufen kommen. Ob es wohl jetzt gelöst ist?
Es war wieder einer dieser regnerischen Tage...
Am Samstag legen wir ab und fahren ganz an in den Norden Hollands. Lauwersoog (H) hat einen Innen- und einen Aussenhafen. Schwerpunkt dieser Gegend ist der Fischfang und es hat eine ganze Flotte von Schiffen. An Land sind die Kühlhäuser und die Lastwagenterminals für den Weitertransport.
Vom Hafenmeister erfahren wir, dass um 17:00 das Colin Archer Memorial Race startet. Diese Regatta findet alle 2 Jahre statt und führt über 365 Seemeilen von Lauwersoog nach Larvik in Norwegen, wo der bekannte Schiffsbauer von 1832 bis 1921 arbeitete und lebte. Es sind 74 Segelboote gemeldet, die das Rennen in den nächsten 3-5 Tagen (je nach Wind) bestreiten. Wir stehen mit den Angehörigen auf dem Deich und erleben das grossartige Spektakel mit.
Sonntag, 22. Juli
Am Montag Morgen sind wir südwestwärts nach Groningen (I) gefahren. Diese Stadt kenne ich aus der Zeit als ich meine Pedro Solano 33' gekauft habe und wir während rund 8 Jahren jedes mögliche, verlängerte Wochenende und während den Ferien in Holland herumgefahren sind. Die Pedro-Werft befindet sich in Zuidbroek, einem kleinen Ort, rund 20 km östlich von Groningen. So waren wir in der ersten Zeit vor allem in dieser Gegend unterwegs. Es hat sich einiges verändert. Nur der Spielplatz, wo die Kinder damals gespielt haben, gibt es immer noch.
In der Stadt sind einige ältere Häuser verschwunden, es sind neue, sehr geschmackvolle, moderne Liegenschaften gebaut worden, die die Stadt aufwerten. Der typische Stil einer Niederländischen Stadt hat sie aber immer noch: die zentrale Einkaufsstrasse, die oft eine Fussgängerzone ist, mehrere Kirchen im Zentrum, unebene Trottoirs auf denen wir erst laufen lernen müssen, viele Brücken für die Boote, die den gesamten Verkehr für ein paar Minuten unterbrechen, die vielen Strassenkaffees, die sofort voll sind, wenn es auch nur einen Sonnenstrahl hat und natürlich offene, kommunikative Menschen, die uns da und dort unverkrampft ansprechen.
Am Mittwoch um 09:00 legen wir ab und steuern die FENNA zur Oosterschleuse, dem Tor der «Autobahn», dem Starkenborgh-Kanaal. Wir sind in der Gesellschaft der Berufsschifffahrt, die uns nicht stört... und wir hoffentlich sie auch nicht. Auf dem grossen Kanal kommen wir zügig voran, da es nur ganz wenige Brücken gibt, die für uns zu öffnen sind. Die Standardhöhe auf dem 86 km langen Gewässer ist 7.10m. In Grouw (J) übernachten wir und am Donnerstag fahren wir bis Lemmer (K). Am Freitag gehts nochmals einige Km weiter bis nach Zwartsluis (O). Wir bleiben übers Wochenende in diesem sympathischen Örtchen, das an einer grossen «Wasserkreuzung» mehrerer Kanäle liegt und damit viele Möglichkeiten für die Weiterfahrt bietet.
Samstag, 28. Juli
Am Sonntag Nacht sind Johannes, mein Bruder, mit seiner Frau Barbara bei uns angekommen. Sie sind bis am Donnerstag morgen mit uns mitgefahren. Bei herrlichstem Sommerwetter (endlich), sind wir von Zwartsluis (O) nach Blockzijl (M) gefahren und am nächsten Tag weiter nach Steenwijk (N). Von dort schlossen wir unsere kleine Rundreise über Giethoorn zurück nach Zwartsluis.
Am Donnerstag Nachmittag ging die Reise mit dem Flugzeug zurück in die Schweiz. Wir holten unsere beiden Enkel Elia (10) und Lavinia (9), die mit uns 2 Wochen unterwegs sein werden. Evan,(9) der 3. der «grossen Enkel» konnte leider nicht mitkommen und die beiden kleinen, Dimitri (2) und Valentin (1) sind noch zu klein, um dieses Jahr mitzufahren. Es war der 1. Flug für Elia und Lavinia. Entsprechend waren sie gespannt und neugierig.
Auf der FENNA angekommen, mussten die beiden sofort das ganze Schiff erkunden. Die Freude an ihrer «Hundskoje» war gross.