Sonntag, 7. Oktober
Nach einem ausgibigen Stopp in Huizen, sind wir am Samstag, 29.9. wieder aufgebrochen. Die Reise geht südwärts. Wir fahren über den Amsterdam-Rhijnkanal nach Vianen. Diese Strecke ist einer der meistbefahrenen Kanälen der Berufsschifffahrt. Da wir aber den Samstag als Fahrtag ausgewählt haben, ist der Verkehr gering, da doch ein Teil der Profis am Wochenende nicht fahren. Nach 60 km erreichen wir Vianen. Mit der FENNA entspricht diese Distanz auf der «Autobahn» rund 8 Stunden. Es war für uns eine lange Fahrt, die wir zügig zurücklegen wollten, um in den südlichen Teil von Holland zu gelangen.
In den folgenden Tagen steuerten wir die FENNA auf dem hübschen Flüsschen Linge nach Leerdam und weiter nach Geldermalsen. Die Ufer sind kinowürdig: Schilflandschaften, Trauerwiden, wunderhübsche Häuser und zwischendurch ein kleiner Schandfleck eines alten, liegengebliebenen Bootes oder eines verlotterten Fabrikchens, das seine Zeit erlebt hat aber niemand fand einen Grund, diese unwürdigen Zeugen der Vergangenheit zu entsorgen. In Leerdam gibt es keinen Käse aber dafür viel Glas. Es gibt eine grosse Fabrik, eine Glasbläserei und ein Glasmuseum, das über die lange Tradition Aufschluss gibt.
In Meerkerk haben wir uns für einen Austausch unter Gleichgesinnten mit Charlotte und Christian Huber getroffen. Sie sind bereits seit 2005 mit ihrer MS Kinette in ganz Europa unterwegs und ich verfolge sie seit Jahren über Internet (www.kinette.ch). Wir genossen einen spannenden, fröhlichen Nachmittag mit einem Nachtessen auf der FENNA und plötzlich war es 22:00... Es gibt so viel zu erzählen und zuzuhören, dass die Zeit im Nu verfliegt. Vor allem mit so lebhaften, fröhlichen Menschen, die einen so riesigen Kratten an Erfahrung mitbringen! Am nächsten Tag entscheiden wir zusammen zu fahren, da sie in die gleiche Richtung möchten wie wir. Ihr nächster Hafen ist Rotterdam, wir haben die Planung für Dordrecht gemacht. So steuern wir unsere Schiffe gemeinsam bis vor Dordrecht. Es entstehen viele gegenseitige Fotos. Charlotte und Christian fahren nach Rotterdam weiter, wir legen im Nieuwe Haven an. Die Kinette mit ihrem Charme und Cachet, sowie ihre sympathische, herzliche Crew sind uns sehr ans Herz gewachsen.
Freitag, 26. Oktober
Wir bleiben fast eine Woche in Dordrecht. Der Hafen liegt in der Altstadt und so sind wir mitten in der Geschichte der ältesten Stadt der Niederlande. Mit unserem holländischen Museumspass besuchen wir das Dordrechts Museum. Es gibt einen eindrücklichen Überblick über die Maler die mit Dordrecht eine Verbindung hatten. Dazu gehörte auch Rembrandt. Die Stadt gefällt uns sehr und wir sind jeden Tag auf Entdeckungstour. Nautisch ist Dordrecht die meistbefahrene Region in Europa. Es braucht viel Aufmerksamkeit, unter den grossen Lastschiffen mitzuhalten.
Am Freitagabend (12.) kommt Fabian für ein verlängertes Wochenende mit Flugzeug und Bahn nach Dordrecht. Wir starten am Samstagmorgen und steuern durch den Hafen von Rotterdam, um dann in Richtung Delft abzubiegen. Auf dieser wieder schmaleren Strecke sind keine grossen Schiffe mehr anzutreffen. Wir legen in Delft an. Ein viel zu kurzer Besuch im Städtchen gibt uns die Motivation, bei Gelegenheit hier nochmals vorbeizuschauen. Auf dieser Fahrt haben wir uns jedoch zum Ziel gesetzt, mit Fabian bis Aalsmeer zu fahren und so bleiben keine Tage, hier Halt zu machen.
Der nächste Tag wird ein langer. Wir fahren fast 9 Stunden. Fabian fährt der grösste Teil. Es dunkelt schon ein, als wir in den Westeinderplassen den Hafen anlaufen. Und morgen ist schon wieder Rückreisetag für ihn. Doch Aalsmeer ist direkt am Flugplatz und er ist mit dem Bus in 20 Minuten in der Abflughalle.
Wir bleiben 2 Tage in Aalsmeer und besuchen natürlich die weltberühmte Blumenbörse. An diesen Tag wurden 7986 Blumenwagen versteigert. Es ist beeindruckend, diesem ameisenhaften Betrieb zuzusehen.
Für uns geht die Reise weiter. Wir fahren um den Flughafen direkt durch die Stadt Amsterdam. 12 Brücken liegen vor uns, bis wir im Noordzeekanaal sind und dann gleich wieder abzubiegen in den Hafen Westerdok. An diesem Steg liegen wir mitten in der Stadt: in 5 Minuten zu Fuss sind wir am Bahnhof. Um uns sind Wohnblöcke: die Umgebung ist nicht sehr attraktiv aber dafür erstaunlich ruhig. Wir haben sozusagen ein schwimmendes Hotelzimmer mitten in der Stadt. Auch in Amsterdam nehmen wir uns wieder 2 Tage Zeit, um wieder etwas mehr der Stadt zu entdecken. Wir spazieren der ganzen Prinsengracht entlang und sehen damit mehr als bei jeder Stadtführung. Müde erreichen wir nach 5 Stunden unser «Hotelzimmer» wieder.
Die letzte Etappe führt uns von Amsterdam über das Ijsselmeer zurück nach Huizen. Das Wetter ist überraschend sehr sonnig und vor allem vom Wind her sehr ruhig, so dass die Überfahrt zu einem der Höhepunkte der Saison wird.